Bedeutung von Safety und Security in Industrie- und Produktionsanlagen und im Arbeitsschutz
Die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung in der Industrie bringen neben zahlreichen Chancen auch erhebliche Sicherheitsrisiken mit sich. Insbesondere kritische Infrastrukturen und industrielle Steuerungssysteme sind zunehmend Ziel von Cyberangriffen.
1 Risiko: Definition und Herausforderungen
1.1 Funktionale Sicherheit
In der DIN EN ISO 12100, die als zentrale Norm für die Maschinensicherheit gilt, wird der Begriff Risiko wie folgt definiert:
„Kombination aus der Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Schadens und der Schwere des Schadens.“
Diese Definition legt zwei zentrale Dimensionen eines Risikos fest:
- Wahrscheinlichkeit: Die Wahrscheinlichkeit, mit der ein gefährliches Ereignis oder ein Schaden eintritt.
- Schwere des Schadens: Die potenziellen Konsequenzen, die aus dem Ereignis resultieren, wie Verletzungen oder Todesfälle.
Hinweis: Schäden an Eigentum und Umwelt werden von der DIN EN 12100 explizit nicht betrachtet. Bei Security-Vorfällen kann jedoch auch hier Schaden entstehen.
In der Funktionalen Sicherheit werden Sicherheitsfunktionen (Steuerungsfunktionen) zur Minderung von Risiken eingesetzt. Die Sicherheit hängt in diesem Zusammenhang also direkt von der korrekten Funktion der steuerungstechnischen Maßnahme ab.
Zur quantitativen Bewertung der Sicherheitsfunktionen wird entweder die gefahrbringende Ausfallwahrscheinlichkeit pro Stunde (PFH: Probability of Dangerous Failure per Hour) bei Sicherheitsfunktionen mit hoher Anforderungsrate oder die gefahrbringende Ausfallwahrscheinlichkeit bei Anforderung (PFD: Probability of Dangerous Failure on Demand) bei Sicherheitsfunktionen mit niedriger Anforderungsrate berechnet.
Problematisch bei der Bewertung von Risiken im Bereich Maschinen und Anlagen ist eine exakte quantitative Beschreibung der Risikoparameter Schadensausmaß, Gefährdungsexposition, Wahrscheinlichkeit für Eintritt des Gefährdungsereignisses und Möglichkeit zur Vermeidung/Begrenzung des Schadens (siehe auch Abschnitt 2 „Durchführung von Risikoanalysen“).
Diese Parameter können im besten Fall semi-quantitativ beschrieben werden, und die Risikoparameter müssen für unterschiedliche Anwendungsfälle (Maschinen, Prozessindustrie, Nuklear-Sektor usw.) jeweils neu kalibriert werden.